Sondeln am Westwall

Der Westwall, von den Westalliierten auch Siegfried-Linie genannt, war ein über etwa 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze.

Hitler ließ die Anlage, die militärischen und auch propagandistischen Wert hatte, ab 1936 planen und zwischen 1938 und 1940 errichten. Kurz zuvor hatte er in der Rheinlandbesetzung am 7. März 1936 entgegen den Auflagen aus dem Friedensvertrag von Versailles die durch die Folgen des Ersten Weltkriegs vom Reich demilitarisierten Gebiete beiderseits des Rheins von Wehrmachttruppen besetzen lassen.

Die im September 1944 durchgeführte Operation Market Garden der Westalliierten ist im Zusammenhang mit dem Westwall zu sehen. Mit dieser Operation versuchte das alliierte Oberkommando vergeblich, Rheinübergänge in den Niederlanden zu gewinnen, um den Westwall nördlich zu umgehen.

Im Oktober 1944 begannen erste Kriegshandlungen vor dem Westwall. Der am stärksten umkämpfte Bereich des Westwalls war die Gegend des Hürtgenwaldes in der Nordeifel, ca. 20 km südöstlich von Aachen gelegen. In dem unübersichtlichen Waldgebiet starben bis Februar 1945 12.000 Wehrmacht-Soldaten und etwa 32.000 US-Soldaten bei der Schlacht im Hürtgenwald.

Weiter nördlich gelang es US-Truppen im Oktober 1944 in der Schlacht um Aachen, in die erste Verteidigungslinie des Westwalls einzubrechen und Aachen als erste deutsche Großstadt einzunehmen. Der Durchbruch im Raum Aachen führte zu einem Einbruch in die zweite Stellung des Westwalls auf einer Breite von 40 Kilometern, der im Zuge der Operation Queen im November und Anfang Dezember bis an die Rur vorgetrieben wurde. Eine Überschreitung des Flusses gelang indes nicht, stattdessen bildete sich die lange umkämpfte Rurfront.

Erst am 23. Februar 1945 überquerte die 9. US-Armee die Rur (Operation Grenade).

Weiter südlich war die Lage wie folgt: im August und September 1944 hatten die alliierten Truppen die Wehrmacht aus großen Teilen Frankreichs herausgedrängt; ihnen war ein blitzkriegartiger Vormarsch gelungen. Dieser kam Mitte September an der belgisch-niederländischen und belgisch-deutschen Grenze sowie an der Mosel und deren Nebenflüssen zum Stehen. Das hatte verschiedene Gründe; unter anderem waren durch den Vormarsch die alliierten Nachschublinien immer länger geworden. Alliierte Truppen standen nun also vor Teilen des südlichen Westwalls.

Da SHAEF zunächst mit dem Rheindelta und mit Aachen andere Schwerpunkte verfolgte, gab es im September und Oktober 1944 nur örtliche Kampfhandlungen.

Auf Drängen Frankreichs und aufgrund der Hoffnung, hier aus der Bewegung in den Westwall einzubrechen und hohe Verluste wie in den vorangegangenen Kämpfen zu vermeiden, entschloss sich SHAEF dennoch zu einer Offensive in diesem Abschnitt. Von Mitte November bis Mitte Dezember 1944 konnten alliierte Truppen große Teile des Elsasses und Lothringens unter ihre Kontrolle bringen. Am 12. November 1944 trat die 6. US-Heeresgruppe im Zusammenwirken mit der 3. US-Armee zur Offensive beiderseits der Vogesen an. Die alliierten Armeen durchbrachen die Zaberner Steige und die Burgundische Pforte und erreichten den Oberrhein am 19. November bei Mülhausen und am 23. November bei Straßburg.

Am 16. Dezember 1944 begann die Wehrmacht aus der Deckung des Westwalls heraus die Ardennenoffensive, und zwar in der Gegend zwischen Monschau und dem luxemburgischen Echternach. Diese – die Alliierten überraschende – Offensive brachte nur kurzfristige deutsche Geländegewinne, kostete vielen Menschen das Leben und hatte keinen Einfluss auf den Kriegsausgang. Sie wird oft als letzte Offensive an der Westfront bezeichnet; tatsächlich war sie die vorletzte und das Unternehmen Nordwind (siehe unten) die letzte.

Auch an anderen Stellen wurde am Westwall schwer gekämpft. Die Besatzungen vieler Bunker verweigerten aus Angst vor den deutschen Standgerichten die kampflose Übergabe. Viele deutsche Soldaten bezahlten diese Entscheidung mit ihrem Leben, da vor allem die Gruppenunterstände keinerlei Schutz vor den Waffen der Angreifer boten.

Vom 31. Dezember 1944 bis 25. Januar versuchte die Wehrmacht im Unternehmen Nordwind eine Offensive. Ein wesentlicher Teil der Kampfhandlungen fand vom 8. bis 20. Januar 1945 im Raum zwischen Hagenau und Weißenburg statt; Kämpfe am Vogesenkamm und um einen neugebildeten Brückenkopf am Oberrhein bestimmten die Ereignisse deutlich stärker. Die Schlacht endete nach dem Rückzug der amerikanischen Truppen auf die Moder-Linie nahe Hagenau und ihrem Abwehrerfolg gegen die letzten deutschen Angriffe am 25. Januar.

Im Frühjahr 1945 fielen die letzten Westwallbunker an der Saar und im vorderen Hunsrück.


Kommentare sind geschlossen.